Koran Sure 3 Vers 48
Koran Sure 3 Vers 48 ist der Vers 48 der Sure 3 des Koran.
Der Kontext ist die Ansprache mehrerer Engel bzw. eines Engels an Maria über ihren zukünftigen Sohn Jesus.
Im folgenden der Vers 48, davor Vers 47, um den Kontext genauer zu vermitteln; jeweils in der Übersetzung von Rudi Paret (die Angaben in Klammern sind erläuternde Ergänzungen von Paret, die nicht Teil der Vorlage, des Kairiner Korans von 1924, sind):
Vers 47: Sie sagte: "Herr! Wie sollte ich ein Kind bekommen, wo mich (noch) kein Mann berührt hat?" Er sagte: "Das ist Allahs Art (zu handeln). Er schafft, was er will. Wenn er eine Sache beschlossen hat, sagt er zu ihr nur: sei!, dann ist sie."
Vers 48: "Und er wird ihn die Schrift, die Weisheit, die Thora und das Evangelium lehren."
(Anm.: Der Begriff Thora wird im Deutschen auch Tora geschrieben).
Folgende Punkte sind an Vers 48 hervorzuheben:
- Wer ist mit "er" gemeint? In Vers 47 gibt es zwei verschiedene "er", ein Engel, der von Maria angesprochen wird, und Allah. Aus dem Kontext des Vers 47 ergibt sich, dass mit "er" in Vers 48 Allah gemeint sein könnte. Allerdings ist dies nicht absolut zwingend, theoretisch könnte der Engel z.B. auf einen der anderen Engel gezeigt haben und diesen mit "er" gemeint haben. Wenn aber Allah gemeint ist, ist die Ankündigung einer durch ihn entweder verursachten oder direkt durchgeführten Unterrichtung sehr bemerkenswert.
- Mit "die Schrift lehren" ist wohl das Schreibenlernen als solches gemeint, zwingend ist diese Deutung aber nicht.
- "das Evangelium" bezeichnet nur ein Evangelium, nicht mehrere (es gibt vier von den meisten christlichen Glaubensrichtungen auch damals bereits akzeptierte und kanonisierte christliche Evangelien, aber auch nicht akzeptierte, nicht kanonisierte, sogenannte apokryphe Evangelien, z.B. das Diatessaron). Allerdings haben manche auch die Gesamtheit der Evangelien als (ein) Evangelium bezeichnet.
- Das Evangelium wurde bzw. die Evangelien wurden erst nach Christi Himmelfahrt (die auch im Koran in Sure 4 Vers 158 beschrieben wird) bzw. seinem Tod geschrieben, daher stellen sich Fragen über den Zeitpunkt der Unterrichtung Jesu, zumal das Evangelium bzw. die Evangelien sich ja auch maßgeblich mit dem Leben und den Lehren Jesu befassen.
Die größte Bedeutung dieses Verses liegt darin, dass er in großer und unmissverständlicher Eindeutigkeit klarstellt, dass die Thora und das Evangelium bzw. die Evangelien fester und wichtiger Bestandteil der Lehren und Weisungen Allahs sind. Ihr Inhalt ist dermaßen wichtig und relevant, dass Allah höchstselbst sicherstellt, dass Jesus, gemäß koranischer Lehre einer von 25 im Koran namentlichen erwähnten Propheten, darin unterrichtet wird. Die Thora, das Evangelium bzw. die Evangelien und der Koran stellen also eine Einheit dar, die in ihrer Gesamtheit die Lehren und Weisungen Allahs beinhalten. Siehe dazu auch z.B. Sure 3 Verse 3, 50 und 65, Sure 5 Verse 43, 44, 46, 66 und 68, Sure 7 Vers 157, Sure 9 Vers 111, Sure 25 Vers 35, Sure 28 Vers 43, Sure 32 Vers 23, Sure 40 Vers 53, Sure 45 Vers 16.
Eine weitere Bedeutung dieses Verses liegt darin, dass er etwas über die relative Rolle und Bedeutung Jesu im Verhältnis zu den anderen Propheten des Koran aussagt; keiner der anderen Propheten erhält eine solche Unterweisung.
Siehe auch
- Diatessaron
- Doktrin der Verfälschung der Thora durch die Juden
- Doktrin der Verfälschung des Evangeliums durch die Christen
- Evangelium im Koran
- Jesus im Koran
- Koran
- Propheten im Koran
- Thora im Koran
Literatur
- Rudi Paret: Der Koran: Übersetzung von Rudi Paret, Verlag W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart, 12. Auflage, 2014, ISBN 978-3-17-026978-1